Vortrag „Betongelenke – Praxisimplementierung des neu entwickelten Bemessungskonzepts“ (Kahlenberger Brückentagung)

Vortrag von Prof. DI Dr. Susanne Gmainer.

Betongelenke wurden bereits in den vergangenen Jahrzehnten sehr erfolgreich bei der Ausführung von Massivbrücken eingesetzt. Die Anwendung war in erster Linie unter anderem damit begründet um die Variation der Auflagerreaktionen bei Brücken infolge der Streuung der Randbedingungen sowie die Reduktion von Zwängen durch die Anwendung von Gelenken zu reduzieren. Somit konnten statische Berechnungen sehr effizient und ohne die notwendige Berücksichtigung von Einspanngraden mit wirtschaftlichen Bemessungsergebnissen durchgeführt werden. Aufgrund der eingeschränkten Inspektionsmöglichkeit und der vielfach auftretenden Schäden im Zuge von Gerbergelenken bei Durchlaufträgerbrücken oder Pendelstäben kam diese Ausführungsvariante in den letzten Jahrzehnten weniger zum Einsatz und wurde aus Sicht der Erhaltung als problematisch eingestuft. Die Technologie moderner Brückenlager mit der Entwicklung von neuen Gleitwerkstoffen führte in dem Zusammenhang vielfach zu statisch bestimmt gelagerten Bauwerken, wobei in erster Linie auch unbekannte Zwangsschnittgrößen vermieden werden konnten. Die Praxisrecherche an Brückenbauwerken hat jedoch gezeigt, dass keine nennenswerten Schäden und Probleme bei Betongelenken aufgetreten sind. Da die Bemessungsregeln von Leonhardt jedoch auf Basis des deterministischen Bemessungskonzepts entwickelt wurden, war eine Modifikation in das semiprobabilistische Konzept der Eurocodes erforderlich. Im Rahmen des Forschungsprojektes der Verkehrsinfrastrukturforschung 2013 konnten umfangreiche experimentelle, numerische und analytische Untersuchungen an Betongelenken durchgeführt werden. In einem Folgeprojekt mit der Camillo Sitte Versuchsanstalt und der Vill ZT GmbH wird nun die Praxisimplementierung für die Bemessungsmodelle analysiert sowie die angenommenen Rotationsgrenzen abgesichert. In Hinblick auf Übertragung von Querkräften werden erstmalig Versuche unter triaxialer Beanspruchung durchgeführt.